Huldreich der Filmstar

In der Waldau errichtete der Flawiler Ulrich Egli, wegen seines Aufenthalts in St. Petersburg „Russ Egli“ genannt, um 1854 eine kleine Stickerei / Weberei. 1875 kaufte Huldreich Ottiker von Sternenberg den kleinen Betrieb und entwickelte ihn zu einer Weberei, der späteren Habis Textil AG. Im Jahre 2020 fand sich bei der Räumung des Waldhofs eine kleine Filmrolle. Die inzwischen digitalisierten Aufnahmen können anhand der Bilder auf die Zeit zwischen 1905 und 1908 datiert werden. Im Stile der Gebrüder Lumière von Lyon zeigt der Film, wie die Arbeiterschaft das Fabrikgelände verlässt. Mitten aus der Arbeiterschaft ragt dabei der Patron Huldreich Ottiker hervor. 1915 brennt ein Grossteil des Webereibetriebes ab. 1927 lässt der Schwiegersohn und Nachfolger von Ottiker, Adolf Habisreutinger, vermutlich zu PR-Zwecken, einen vierzigminütigen 35-mm-Film erstellen mit dem Titel „Die Baumwolle in der Nationalen Industrie“. Es ist einer der ältesten Industriefilme und zeigt im ersten Teil die Verarbeitung der Baumwolle vom Pflücken über den Transport auf Schiffen bis zur Herstellung des Garns in der Spinnerei Letten bei Glattfelden. Der zweite Teil zeigt die Verarbeitung des Garns zum Tuch in der Weberei in der Waldau. Das einzigartige Filmdokument gibt eindrückliche Einblicke in die damalige Arbeitswelt der Textilindustrie. 


Der älteste Film unseres Kantons, der Auszug der Belegschaft der Weberei Ottiker aus der Fabrik, entstand auf der Zufahrtsstrasse zum Fabrikareal um 1905-1908. Das Personal und der Besitzer Huldreich Ottiker verlassen die Fabrik Richtung Feldhofstrasse. Die Kamera war noch fix positioniert und gedreht wurde von Hand. 



Die PDF-Datei "Bauliche Entwicklung Habis Areal zeigt die baulichen Veränderungen des Webereiareals seit dem Ende des 19. Jahrhunderts 

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1964 errichtete die Habis Textil AG eines der ersten Hochregal-Lager der Schweiz.


Etwas weiter westlich, nördlich des Bahnhofs, machte sich die Stickereifirma A. Naef & Co. AG die Nähe zur Bahn zunutze. Von hier aus gingen ihre hochwertigen Produkte in die ganze Welt hinaus. Alle berühmten französischen Modelabels gehörten in den 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahren zu ihrem Kundenkreis.

Nördlich des Bahnhofs liegt rechts im Bild die Weberei Habisreutinger-Ottiker, links davon das Goldbachtobel, in der Bildmitte Pflanzungen wahrscheinlich der Gebrüder Stahel, links davon die Riedernstrasse mit Friedberg, dann die Villa des Stickereifabrikanten Naef, darunter seine Stickereifabrik, darüber diejenige von A. Grüninger.

Bild: Ausschnitt aus Aufnahme Mittelholzer von 1919, Quelle:https://www.e-pics.ethz.ch/de/home/  


Die Fabrik Naef in einer Darstellung des Stickereizeichners J.J: Heuscher von 1887

Die Stickereifabrik um 1900





Haute Couture aus dem Hause A. Naef für Venet (1982), Hanae Mori (1985/6) und Lapidus (1985) 



Kulturspur